A. Merz: Eschen — Malanser. Bronzezeitliche Siedlungen

Titel
Eschen - Malanser. Bronzezeitliche Siedlungen im Fürstentum Liechtenstein. Befunde - Keramik - Metallfunde


Autor(en)
Merz, Anna
Erschienen
Triesen 2007: Hochbauamt des Fürstentums Liechtenstein
Anzahl Seiten
240 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Urs Niffeler

Der Malanser ist eine der höchsten Kuppen auf dem Eschnerberg, einem felsigen Hügelzug, der das Rheintal im Nordteil des Fürstentums Liechtenstein um 200-300 m überragt. Im vorliegenden Band sind die Befunde und Funde vorgelegt, auf die David Beck bei seiner Sondierung 1946 sowie in drei Grabungskampagnen (1953–55) gestossen war und die er unmittelbar nach den jeweiligen Feldtätigkeiten im Jahrbuch für das Fürstentum Liechtenstein vorlegte, wobei er das Hauptgewicht auf die Befunde legte. Eine vertiefte Analyse und Auswertung lieferte die Autorin im Rahmen ihrer Dissertation, die 2001 an der Universität Zürich angenommen wurde.

Nach einem ersten Kapitel («Geographie, Topographie, Fauna»), das die naturräumlichen Gegebenheiten beschreibt, setzt sich die Autorin im Kapitel «Die Ausgrabungen» mit den Befunden auseinander — so weit sie überhaupt noch zu eruieren sind: Dem Ausgräber David Beck ging es laut der Autorin mehr um Funde als um Befunde; letztere sind daher nur summarisch dokumentiert. Zudem widersprechen sich mitunter Notizen im Grabungstagebuch und Aussagen in den publizierten Artikeln. Allerdings gewinnt man auch den Eindruck, dass die Befunde eher beschränkt aussagekräftig waren: eine Kulturschicht, 16 Gruben, ein Mauerrest und Versturzmaterial waren die wichtigsten Elemente. Und ob sich Erstere während der Grabung hätte untergliedern lassen, ist im Nachhinein nicht mehr festzustellen.

Die Autorin legt daher das Hauptgewicht auf die Keramik, welche die Hauptmasse der Fund ausmacht. Im Kapitel «3. Die Keramik» setzt sie schwergewichtig mit der Magerung auseinander, die sie als aussagekräftiges chronologisches Merkmal erkennt und darstellt. Hinzu kommt eine Liste von 88 Rand-, Boden- und Henkelformen sowie 63 Verzierungen. Hingegen fehlen in Kapitel 3 grundsätzliche Bemerkungen zum Ensemble und seiner Überlieferung ebenso wie quantitative Angaben; letztere entdeckt man zufällig — oder eben, wenn man das Buch von A bis Z durchliest am Schluss des Kapitels «Befunde»: der Bestand umfasst 10 538 Scherben mit 211 kg (1081 RS, 974 BS, 8483 WS). Auf den Tafeln sind Rand- und Bodenscherben sowie Henkel und vereinzelte verzierte Wandscherben dargestellt.

Im Kapitel «Die Chronologie» bespricht die Autorin die Keramik, ordnet sie zeitlich, vergleicht sie mit Funden aus nahe und entfernter gelegenen Fundstellen. Sie weist nach, dass die frühste Keramik frühbronzezeitlich ist, der Hauptteil (601 Randscherben) in der Mittleren Bronzezeit/BzD resp. der beginnenden Spätbronzezeit (180 Randscherben) hergestellt wurde und einige jüngere Objekte aus der Spätbronzezeit (Laugen-Melaun) bzw. der Eisenzeit stammen. In Kapitel 6 ist die räumliche Verteilung der so gegliederten Funde dargestellt.

Kapitel 5 ist den wenigen nichtkeramischen Kleinfunden gewidmet, unter denen sich Silex- und Bergkristallpfeilspitzen, Steinbeilfragmente, eine Sanguisuga- und eine Certosafibel sowie — das eigentliche Highlight — ein Schuhleistenkeil befinden.

Der Band hat ein gut präsentierendes, klassisches Layout und ist in seiner Aufmachung gediegen. Der Text liest sich phasenweise gut, in manchen Passagen aber ist er schwerfällig (S. 21, Grube 6: «… bei Grube 6 handelt es sich um eine kleine Grube, …»; S. 107, Beschreibung des Schuhleistenkeils: in fünf aufeinanderfolgenden Sätzen fünf Mal das Wort «Amphibolit» und in sechs aufeinanderfolgenden Sätzen sechs Mal «Dechsel» — s. zum Thema in diesem Band Mitteilung Hauser Pult, S. 153–160). Diese kritische Anmerkung schmälert indessen weder Wert der Publikation und insbesondere den Effort sowohl der Autorin als auch der Abteilung Denkmalpflege und Archäologie nicht: Es ist erfreulich, dass das Material und, soweit beobachtet, die Befunde aus dieser regional wichtigen Fundstelle in einer modernen Publikation gut greifbar vorliegt.

Zitierweise:
Urs Niffeler: Rezension zu: Anna Merz, Eschen — Malanser. Bronzezeitliche Siedlungen im Fürstentum Liechtenstein. Befunde — Keramik — Metallfunde. Hochbauamt des Fürstentums Liechtenstein, Denkmalpflege und Archäologie. Triesen 2007. Zuerst erschienen in: Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 91, 2008, S. 252.

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Zuerst veröffentlicht in

Jahrbuch Archäologie Schweiz, Nr. 91, 2008, S. 252.

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